Bei der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren handelt es sich um einen Verbund von unabhängigen Forschungszentren in Deutschland, welche vor allem aus dem naturwissenschaftlich-technischen, aber auch dem biologisch-medizinischen Bereich stammen. In Summe sind 18 solcher Forschungseinrichtungen Mitglieder der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Laut eigener Aussage ist das Ziel, „große und drängende Fragen von Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft“ zu klären.
Zu diesem Zweck werden über 40.000 Mitarbeiter beschäftigt, darunter mit über 3500 Doktoranden auch ein hoher Anteil an Nachwuchswissenschaftlern. Aus den Forschungen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren entstanden in den vergangenen Jahren unzählige wissenschaftliche Publikationen. Im sogenannten Nature_Index, welcher Forschungszentren anhand deren Beteiligung an Publikationen in prestigeträchtigen Zeitschriften bewertet, konnte so im Jahr 2018 der zweite Rang erreicht werden. Diese großartige Leistung konnte 2019 leider nicht wiederholt werden, doch auch der erreichte siebte Rang ist nennenswert.
Geschichte der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
Bereits 1958 schlossen sich die Forschungszentren Karlsruhe (heute: Karlsruher Institut für Technologie), Jülich sowie die Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt zu dem Arbeitsausschuss für Verwaltungs- und Betriebsfragen der deutschen Reaktorstationen zusammen. Diesem Verbund traten nach und nach weitere Forschungszentren bei. 1970 wurde dies in ein formelleres Gewand gehüllt und die AGF, die Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen gegründet. Unter diesem Namen agierte der Forschungsverbund bis 1995.
In diesem Jahr erfolgte die Umbenennung in die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, benannt nach einem der größten deutschen Physiker, Hermann von Helmholtz. 2001 wurde eine weitere bedeutende Umwandlung vorgenommen. Anstelle eines Verbundes wissenschaftlicher Forschungszentren wurde die Helmholtz Gemeinschaft zu einem eingetragenen Verein umgewandelt.
Die einzelnen Forschungseinrichtungen sind nun unabhängige und vor allem rechtlich selbstständige Institutionen und werden als Mitglieder in dem Verein geführt. Neben der Zusammenarbeit der verschiedenen Einrichtungen sind auch Kooperationen mit Universitäten ein Teilbereich der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Diese wurden vor allem in den Jahren 2009 bis 2014 stark ausgebaut.
Schwerpunkte und Standorte der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
Folgende Forschungsinstitutionen sind Teil der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren:
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven (AWI) |
Im Zentrum der Forschung steht hier die Erkundung der Polargebiete, aber auch deren geologische und seismologische Einordnung. Ergänzt werden die Schwerpunkte durch meeresbiologische und meeresgeologische Forschungen, sowie Klimaforschung. |
Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit, Saarbrücken (CISPA) |
Die Erforschung der Informationssicherheit und der digitalen Gefährdung steht im Fokus des Zentrums für Informationssicherheit. So sollen vor allem Systeme zur Bekämpfung von Cyberangriffen geschaffen werden. |
Deutsches Elektronen-Synchrotron, Hamburg (DESY) |
Im DESY wird naturwissenschaftliche Grundlagenforschung betrieben. Im Fokus stehen hier Forschungen zu Teilchenbeschleunigern, aber auch Teilchenphysik im Allgemeinen. Neben dem Hauptstandort in Hamburg wurde 1992 ein weiteres Institut in Zeuthen eingerichtet. |
Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg (DKFZ) |
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei dem Deutschen Krebsforschungszentrum um eine biomedizinische Forschungseinrichtung, welche an der Erkennung und Beurteilung von Krebsrisiko, aber auch an Vorbeuge und vor allem Therapie von Krebs arbeitet. |
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Köln (DLR) |
Neben dem Zentrum in Köln verfügt das DLR über 30 weitere Standorte in Deutschland und vier weitere im Ausland. Im Fokus der Forschung stehen angewandte Wissenschaften und Grundlagenforschungen zur Verbesserung der Luft- und Raumfahrt, aber auch zu Verkehr im Allgemeinen sowie zur besseren Nutzung von Energie. |
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V., Bonn (DZNE) |
Im DZNE werden weit verbreitete neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Chorea Huntington erforscht. Dabei werden die Forschungen für einzelne Krankheiten, sowie für allgemeine Grundlagenforschungen auf zehn Standorte in Deutschland verteilt. |
Forschungszentrum Jülich, Jülich (FZJ) |
Das FZJ gehört zu den größten Forschungsinstitutionen Europas und ist eines der Gründungsmitglieder der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Die Forschungen konzentrieren sich vor allem auf Physik, aber auch interdisziplinären Zugängen zu Gesundheit, Energie, Information und Umwelt. |
Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Kiel (GEOMAR) |
GEOMAR ist eine der führenden Institutionen welche sich mit der Erforschung der Meere beschäftigen. Vor allem die Wechselwirkungen zwischen dem Meer und Meeresboden, sowie der Atmosphäre stehen hier im Zentrum der Aufmerksamkeit. |
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum, Potsdam (GFZ) |
Im GFZ werden geologischen Grundlagenforschungen betrieben. Unter anderem werden das Magnetfeld der Erde, aber auch Risikofaktoren und Wahrscheinlichkeiten von Erdbeben untersucht. Im Rahmen von Geoinformatik-Projekten wurden auch bereits mehrere Satelliten entworfen, welche unter anderem die Erdschwere und Sonnenaktivitäten erforschen. |
Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, Darmstadt (GSI) |
Das GSI betreibt Schwerionenbeschleuniger. Auf diese Weise werden vor allem physikalische aber auch chemische Untersuchungen durchgeführt. Dem GSI gelang es, in den 1980er- und 90er-Jahren mehrere Elemente zu entdecken, darunter Bohrium, Meitnerium, Hassium, Darmstadtium Roentgenium und Copernicium. |
Helmholtz-Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Neuherberg bei München (HMGU) |
Im HMGU sind die zwei Forschungsschwerpunkte Umwelt und Gesundheit der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren untergebracht. Die zentralen Forschungen liegen dabei auf der Kombination der beiden Themen, also jener Einflüsse der Umwelt auf die Gesundheit des Menschen. |
Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) |
Das HZB betreibt Grundlagenforschung in den beiden Themenbereichen Materie und Energie. Zu diesem Zweck werden einige Großgeräte, darunter ein Schwerionenbeschleuniger, ein Elektronenspeicherring und ein Experimentier-Reaktor eingesetzt. |
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) |
Energie, Gesundheit und Materie sind die drei Forschungsgebiete, mit welchen sich das HZDR beschäftigt. Dabei stehen vor allem die Suche nach neuen Energieformen, die Bekämpfung von Krebs und die Verbesserung von Werkstoffen im Mittelpunkt. |
Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) |
Im HZG wird Forschung zu fortgeschrittenen Materialien, regenerativer Medizin und zur Struktur der Materie betrieben. Außerdem wird der Bereich Erde und Umwelt insbesondere durch die Erforschung der Polarregionen und der Küstengebiete abgedeckt. Hier gilt es vor allem, diese Bereiche als Lebensraum zu erforschen. |
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig (HZI) |
Die Ausbreitung von Krankheitserregern sowie eine positive Nutzung von Infektionsmechanismen werden am HZI erforscht. In diesem Zusammenhang ist die Beteiligung des HZI an beratenden Tätigkeiten im Rahmen der COVID-19-Pandemie zu nennen. Anhand von Simulationsmodellen wird die mögliche Ausbreitung des Virus unter bestimmten Voraussetzungen (Maßnahmen, bzw. Öffnungsschritte) erforscht. |
Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe (KIT) |
Das KIT ist eine Technische Universität und Großforschungsanstalt. Aktuelle Forschungsprojekte beinhalten vor allem die Interaktion zwischen Mensch und Maschine, aber auch autonome Güterlogistik. Weitere Forschungen werden zu erneuerbaren Energien, Kernfusionen, Teilchenphysik oder Atmosphäre und Klima betrieben. |
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft, Berlin-Buch (MDC) |
Ein wichtiger Schwerpunkt am MDC ist die Systembiologie und die Frage der Genregulation. Weitere Schwerpunkte sind Forschungen zu Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Funktionsstörungen des Nervensystems. |
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig (UFZ) |
Die Interaktion zwischen Mensch und Natur steht im Zentrum der Untersuchungen am Helmholtz Zentrum für Umweltforschung. Dabei wird ein starker interdisziplinärer Zugang gesucht. Wissenschaftlicher Untersuchungen aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Chemie und Biologie werden miteinander kombiniert. |
Aktuelle Forschungen
Aktuelle Forschungen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren konzentrieren sich vor allem auf folgende Bereiche:
- Energie, Erde und Umwelt
- Gesundheit
- Information
- Luftfahrt, Raumfahrt, Verkehr, Materie
- Data Science
- Quantentechnologie
- Klimaforschung
- und Open Science.
Aktuelle Themen sind vor allem die Bekämpfung von Krebs, die Erforschung erneuerbarer Energiequellen und die damit verbundene Energiewende sowie der Klimawandeln mit seinen Auswirkungen als Schwerpunkte der aktuellen Forschungen. Doch auch die Untersuchung zur Wirksamkeit von COVID-19-Medikamenten, die Senkung von Emissionen, die Entwicklung neuester Supercomputer oder die Nutzung künstlicher Intelligenz zur Erforschung von Klimamodellen sind als aktuelle Projekte der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren zu nennen.
Auch die Nachwuchswissenschaftler haben einmal mehr eindrucksvoll auf sich aufmerksam gemacht. Bei der aktuellsten Vergabe von ERC-Starting-Grants (Forschungsförderungen der EU für Nachwuchswissenschaftler) konnten fünfzehn der begehrten Förderungen von Wissenschaftlern der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren akquiriert werden.