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Therapie und Prävention – Gesundheitsforschung in Deutschland

Die deutsche Gesundheitsforschung entwickelt neue und verbessert bestehende Diagnose- und Heilverfahren und sucht gleichzeitig nach Wegen, um der Entstehung von Krankheiten vorzubeugen. Ende 2010 hat die Bundesregierung das „Rahmenprogramm Gesundheitsforschung“ ins Leben gerufen und in den Jahren 2011 bis 2014 mit 5,5 Milliarden Euro finanziert. Es umfasst die klinische und Grundlagenforschung sowie die Vorsorge, beschäftigt sich aber auch mit strukturellen Änderungen der Forschungslandschaft und mit Fragen der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Dieser ganzheitliche Ansatz ist nötig, damit Erkenntnisse aus dem Labor möglichst schnell in der medizinischen Regelversorgung ankommen. Ziel ist letztlich, die bestmögliche medizinische Versorgung aller Bevölkerungsgruppen.

Volkskrankheiten im Visier

Der demografische Wandel erfordert stetige Fortschritte insbesondere auf dem Gebiet der sogenannten Volkskrankheiten. In einer alternden Gesellschaft wächst die Zahl der Menschen mit Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-, Lungen- oder neurodegenerativen Leiden, wie z. B. der Alzheimerschen Krankheit. Auch psychische, allergische und Infektionskrankheiten sind auf dem Vormarsch. Eine Konzentration der Forschung in diesem Bereich ist deshalb von großer Bedeutung und kommt direkt vielen Menschen zugute. Mit steigendem Alter der Patientinnen und Patienten wächst auch der Bedarf an Therapien, die persönlich auf deren jeweiligen Lebensumstände zugeschnitten sind. Das Stichwort heißt individualisierte Medizin und ist ebenfalls Bestandteil der Forschung.

Um die Entstehung der Volkskrankheiten besser zu verstehen, untersucht die Forschung den Einfluss von Ernährung, Bewegung und sonstigem Verhalten sowie die Bedeutung möglicher Umweltfaktoren. Auch die individuelle Genetik der Patienten kann bei der Vorbeugung eine wichtige Rolle spielen und ist deshalb ebenso Gegenstand von Untersuchungen. Grundsätzliche Fragen nach dem Erfolg und der Funktionsweise von Präventionen lassen sich nur langfristig beantworten. Von daher zählen sogenannte Kohortenstudien (statistische Auswertungen von Daten von mehreren hunderttausend Patienten über viele Jahre hinweg) mit zu den Forschungsvorhaben.

Ein weiteres wichtiges Forschungsfeld ist die wirtschaftliche Seite einer immer besseren Medizin. Der rasante Fortschritt hier bewirkt nicht nur, dass Menschen immer älter werden und trotz Krankheiten ein selbstbestimmtes Leben führen können, er ist auch sehr teuer. Nur wenn es gelingt, die Kosten zu begrenzen und Gesundheit mit Ökonomie in Einklang zu bringen, kann eine optimale Gesundheitsversorgung für alle dauerhaft sichergestellt werden.

Neue Forschungszentren

Gegenwärtig forschen in Deutschland Ärzte, Biologen, Chemiker und andere Fachleute an 36 Universitätskliniken und 90 außeruniversitären Einrichtungen. Diese vernetzen sich immer enger und schließen sich zu „Zentren für Gesundheitsforschung“ zusammen. Damit wird auf nationaler Ebene eine hohe Arbeitsteilung und Effizienz in der medizinischen Forschung ermöglicht. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen können ihre Ergebnisse austauschen und gemeinsam aus ihrem jeweiligen Blickwinkel an der Beantwortung komplexer Fragen arbeiten. Darüber hinaus soll der Austausch von Wissen auch über Grenzen hinweg intensiver werden. Deshalb ist eine weitere Zielsetzung der medizinischen Forschung, die internationale Zusammenarbeit zu erleichtern.

Auf diese Weise soll auch die Attraktivität der wissenschaftlichen Einrichtungen für hochkarätige Forscherinnen und Forscher aus dem In- und Ausland sowie für den wissenschaftlichen Nachwuchs steigen und Deutschland zu einem Spitzenplatz in der Gesundheitsforschung führen. Es existieren inzwischen sechs solche Zentren, die sich jeweils einem der Themen rund um Volkskrankheiten widmen. Ein Beispiel dafür ist das seit 2009 bestehende Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) mit Sitz in München und Partnereinrichtungen an acht weiteren Standorten in ganz Deutschland.