Auch die Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz ist ein loser Verbund verschiedener Forschungsinstitute in Deutschland, welche nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit universitären Einrichtungen stehen. Fast einhundert dieser Forschungseinrichtungen, aber auch Servicestellen, welche diese unterstützen, gehören zur Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz. Es wird keine klar abgegrenzte Schwerpunktforschung betrieben. Vielmehr wird ein sehr breit gefächertes Forschungsgebiet gefördert. So werden beispielsweise naturwissenschaftliche Untersuchungen ebenso betrieben wie Forschungen in Sozial- und Raumwissenschaften, Geisteswissenschaften oder Ingenieur- und Umweltwissenschaften.
Dementsprechend wir auch ein starker interdisziplinärer Zugang gefördert. Rund 20.000 Mitarbeiter sind direkt für die Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz in verschiedensten Bereichen tätig. Durch zahlreiche Kooperationen mit Hochschulen, aber auch mit Industrie und Wirtschaft kommen zu diesen Zahlen noch zahlreiche weitere indirekt Beschäftigte hinzu.
Geschichte Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz
Die Ursprünge der Leibnitz-Gesellschaft sind in der Gründungszeit der Deutschen Republik zu finden. Bereits 1949 hatten die Bundesländer ein Abkommen unterzeichnet, welches die Finanzierung unterschiedlichster Wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen zum Ziel hatte. Dieses Abkommen ist unter dem Namen „Königsteiner Staatsabkommen“ bekannt. In aller Kürze zusammengefasst hatten sich hier die einzelnen Länder dazu verpflichtet, Forschungseinrichtungen mit interregionaler Bedeutung gemeinsam zu fördern, wenn die benötigten Mittel die Finanzkraft des eigentlich zuständigen Landes überschreitet. Es dauerte zwanzig Jahre, bis dieses Abkommen als Teil der Grundgesetze in die Verfassung übernommen wurde.
Weitere elf Jahre später, im Jahr 1977, wurde eine Liste von 46 Institutionen veröffentlicht, welche im Rahmen dieses Verfassungszusatzes gefördert wurden. Diese Liste ging unter dem Namen „Blaue Liste“ in die Geschichte ein. Als die ehemalige DDR an die Bundesrepublik angeschlossen wurde, wurde auch die Notwendigkeit, diese Liste zu überarbeiten akut. Die Zahl der geführten Einrichtungen verdoppelte sich beinahe und wuchs auf 81 an.
Auf der Blauen Liste basierend gründete sich 1991 die Arbeitsgemeinschaft Blaue Liste, welche als unmittelbarer Vorgänger der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz zu sehen ist. Diese soll vor allem gemeinsame Interessen der Forschungseinrichtungen nach außen hin vertreten, aber auch die Zusammenarbeit zwischen den Instituten stärken.
Schwerpunkte und Standorte der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz
Die verschiedenen Forschungseinrichtungen der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz sind in fünf Sektionen zusammengefasst. Diese sind:
Sektion A: Geisteswissenschaften und Bildungsforschung
In dieser Sektion finden sich zahlreiche Museen mit historischem und archäologischem Fokus, wie beispielsweise das Römisch-Germanische-Zentralmuseum oder das Germanische Nationalmuseum. Zu dieser Sektion gehören außerdem verschiedene Institute für historische Forschungen, aber auch sprachwissenschaftliche und pädagogische Institute.
Sektion B: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Raumwissenschaften
Der Fokus dieser Sektion liegt auf den Wirtschaftswissenschaften, und deren zugehörigen Institutionen. Aufgrund thematischer Verbindungen wurden auch die sozialen Wissenschaften, insbesondere mit Schwerpunkt der sozio-ökologischen Forschungen in dieser Sektion eingegliedert.
Sektion C: Lebenswissenschaften
Unter dem Begriff Lebenswissenschaften verstecken sich vor allem medizinisch-biologische Forschungen. So ist beispielsweise das Institut für Ernährungsforschung, aber auch das Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Sektion C untergebracht. Doch auch Tier- und Pflanzenbezogene Forschungen fallen unter diesen Bereich. So gehört das Leibnitz-Institut für Zoo und Wildtierforschung ebenso zu Sektion C wie das Museum für Naturkunde Berlin oder das Leibnitz-Institut für Pflanzenbiochemie.
Sektion D: Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften
In Sektion D finden sich viele renommierte Institute für Mathematik, Physik und Werkstoffforschung. Im Mittelpunkt stehen hierbei auch die Untersuchungen zur Gewinnung von neuen Materialien. So fällt das Leibnitz-Institut für Polymerforschung ebenfalls in diese Sektion wie das Leibnitz-Institut für Verbundwerkstoffe oder jenes für Oberflächenmodifizierungen. Dazu kommt die große Technische Informationsbibliothek in Hannover.
Sektion E: Umweltwissenschaften
In dieser Sektion werden vor allem die Institute zur Erforschung des Klimas und des Klimawandels zusammengefasst. In diesem Zusammenhang ist auch die Erforschung der Meere am Leibnitz-Zentrum für Marine Tropenforschung oder das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei zu nennen. Ergänzt wird der Bereich der Umweltwissenschaften durch Agrarforschungen, welche den Anbau von Nutzpflanzen effektiver gestalten sollen.
Aktuelle Forschungen der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz
Der aktuell wichtigste Forschungszweig der Institute der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz ist die Corona-Forschung. Im Rahmen der Covid-19-Pandemie traten neue Herausforderungen für die Menschheit auf. Die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft stehen ebenso im Mittelpunkt der Untersuchungen wie die Entwicklung neuer Medizin oder besserer Testverfahren.
In den verschiedenen Sektionen stehen zurzeit unterschiedliche Forschungsgebiete im Zentrum der Aufmerksamkeit. So ist beispielsweise in Sektion E, den Umweltwissenschaften, die Umwelt und deren nachhaltige Entwicklung ein aktuelles Forschungsthema. In Sektion D wird intensiv zu Licht, Materie und Information geforscht. Sektion C hat als einen wichtigen Forschungsschwerpunkt Biodiversität und Gesundheit auserkoren, während Sektion B die wirtschaftliche und räumliche Entwicklung, demokratische Teilhabe und soziale Integration behandelt. In Sektion A beschäftigen sich die Institute aktuell vorwiegend mit der kulturellen Überlieferung und den damit verbundenen Bildungsmöglichkeiten.
Verschiedene Wettbewerbe sollen die Forschung auf für Nachwuchswissenschaftler, welche an Instituten der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz beschäftigt sind, fördern. Dazu gehören beispielsweise die Leibnitz-Junior Research Groups, das Leibniz-Professorinnen-Programm oder die Leibniz-Kooperative Exzellenz.